Winners of the International Film Competition 2023
Hauptpreis 23 - 27 Jahre // 1500 Euro
Hauptpreis 18 - 22 Jahre // 1100 Euro
Hauptpreis 13 - 17 Jahre // 700 Euro
Austrian Award (supported by KINO VOD CLUB) // 600 Euro
Publikumspreis // 500 Euro
<3 - Award // 700 Euro
Die Jury, bestehend aus Olga Kosanović, Sallar Othman, Zoe Borzí, Monica Koshka-Stein und Valentina Duelli, hat die Gewinner*innenfilme in den folgenden Kategorien ausgewählt:
reMemBer2.human
Audience Award – 500 Euro
reMemBer2.human
Kosovo 2023, 05:39 min.
Durim Klaiqi
Filmbeschreibung: In einer unbestimmten Zukunft sind jene Erinnerungen verboten, die „Das Kollektive Gedächtnis“ – eine Database aller menschlichen Erinnerungen – herausfordern. Doch welche Erinnerungen sind es, die fordern? Eine experimentelle filmische Suche zwischen Gegenwart und Zukunft, Fiktion und Tatsache, Prishtina und Tirana. Die Zukunft, ein Glitch.
Austrian Award – 600 Euro sponsored by KINO VOD CLUB
Insight (Einblick)
Austria 2022, 20:00 min.
Emma Braun
Filmbeschreibung:
Dachböden, Dächer, Schornsteine und der Blick auf eine noch schlafende Stadt, eingefangen in wohlkomponierten Schwarz-Weiß-Bildern: Insight erzählt vom Alltag einer Rauchfangkehrerin. Der Dokumentarfilm befasst sich mit der Lebensrealität einer Frau, die einen vom Aussterben bedrohten, sowie stark männerdominierten Beruf ausübt und zeigt auf eindrückliche Weise dessen Vielseitigkeit und Schwierigkeiten auf.
Jurybegründung:
Ein Kurzfilm von einer jungen Frau, die ihren Arbeitsalltag mit uns teilt. Neben den schönen Bildern, erzählt Sie im Voice Over von der Sexualisierung, die sie als Schornsteinfegerin erfährt. Ein sehr starker Film zu einem wichtigen Thema das, immer wieder Sichtbar gemacht werden muss. Ein Film, den wir gerne auch in Langfassung sehen würden. Der Award für den Austrian Award geht an Einblick von Emma Braun.
Special Mention - Austrian Award
Visiting Johanna (Zu Besuch)
Austria 2023, 11:33 min.
Martin Weiss
Filmbeschreibung:
Johanna entscheidet sich, anders als ihre große Schwester Julia, in die große Stadt (Wien) zu ziehen, um dort künstlerisch zu arbeiten. Nun kommt Julia überraschend für Johannas neue Performance zu Besuch. Eine wundervoll erzählte Geschichte über zwischenmenschliche Beziehungen, dem Begegnen auf Augenhöhe trotz unterschiedlicher Lebensrealitäten und einer Persiflage der Kunstszene.
Jurybegründung:
So real, dass es fast weh tut. Dieses kurze Drama hat uns mit seinem leichten, gut beobachteten Humor und seinen tiefen Wahrheiten zu Tränen gerührt. Die beiden geschwisterlichen Protagonist*innen sind brillant besetzt und navigieren meisterhaft durch dieses sensible Drehbuch voller subtiler emotionaler Wandlungen. Die lobende Erwähnung geht an ein präzises Porträt von Respekt und Akzeptanz, das hinreißend queer positiv ist, an Zu Besuch von Martin Weiss.
<3 Film Award – 700 Euro
Out of The Lines
Iran 2023, 01:00 min
Sajjad Aslani
Filmbeschreibung:
Iran, Teheran. Ein Gang durch die vollen Straßen der Stadt. Kurze Blicke auf und zwischen Menschen. Die Kamera als Beobachterin, als Zeugin, als Gegenüber wandert durch die Menge. Fragmente - scharf, verschwommen, abgeschnitten. Wer geht hier im Abseits des Bildrands? Unsichtbar. Sichtbar. In nur einer Minute gestaltet sich eine experimentelle filmische Beobachtung zu einem Zeichen des anhaltenden Widerstands.
Jurybegründung:
Bei der Menge an Filmen die man in der kurzen Zeit schaut, freut man sich sehr über eine Kategorie, die frei gestaltbar ist. Die Vielfalt der Filme ist oft nicht vergleichbar oder kategorisierbar - in diesem Fall hat der Film den wir gewählt haben, zum Preis gefunden, in dem er uns in seiner beachtlichen Kürze im Tumult der Seheindrücke kurz außer Atem gelassen hat. Ein kleiner Film, der so groß ist zugleich - mutig, pointiert und keine Sekunde verschwendend, hat dieser Film einstimmig unseren Heart-Award erklommen.
Ein one shot film. Die Kamera geht durch die Straße. Wir sehen die Menschen kritisch in die Kamera blicken. Bewertend, vielleicht sogar verurteilend. Die Kamera wendet sich einem Spiegel zu und wir sehen die Person, die sich diesen Blicken ausgesetzt hat. Und: den Widerstand in ihrem eigenen Blick. Ein sehr mutiger Film, der es schafft, die Schmerzen vieler Frauen in einer Minute zu zeigen. Ein Film für alle, die keine Stimme haben.
Der Heart-Award geht an Out of the lines von Sajjad Aslani.
Main Award 13 - 17 Years – 700 Euro
Room
United States 2022, 09:14 min.
Ian Dani Kim
Filmbeschreibung:
Ein Teenager kämpft mit Depressionen und sozialen Ängsten. Er sperrt sich in sein imaginäres Zimmer ein und ist für sein Umfeld kaum erreichbar. Via Stop-Motion-Animation wird gezeigt, wie sich Events aus dem echten Leben auf diesen geistigen Rückzugsort auswirken. Vielen Jugendlichen fällt es schwer, nach dem Rückgang der Pandemie aus ihren mentalen Lockdowns in den sozialen Alltag zurückzukehren.
Jurybegründung:
Ein Film, der uns alle in der Jury auf den ersten Blick beeindruckt und berührt hat. Die technisch versierte Kombination aus detailverliebter Stop Motion Animation und Live Action Elementen ist beeindruckend, die Erzählweise einfühlsam, ruhig und klar. Das eigene Zimmer wird zum Safer Space der jungen Hauptfigur, der Rückzugsort, an dem Depressionen und soziale Angst nicht ganz so stark wirken, wie außerhalb der eigenen vier Wände. Die Außenwelt wird mit geschickten Kniffen im Film sichtbar gemacht, ohne dass wir als Zuschauer*innen den Raum verlassen. Mit nur 15 Jahren gelingt dem Regisseur mit seinem ersten Film die authentische Inszenierung des Innenlebens eines jungen Menschen in all seiner Stärke und Fragilität zugleich.
Der Gewinnerfilm in der Kategorie 13 – 17 Jahre ist ROOM von Ian Dani Kim.
Special Mention - 13-17 Years
Fence ( حصار )
Iran 2022, 03:15 min.
Maryam Rezaei
Filmbeschreibung:
Maryam ist eine 17-jährigen Sportlerin, die an den Turnieren der Nationalmannschaft teilnehmen möchte, was jedoch durch vorherrschende Geschlechterrollen erschwert wird. Der Spielfilm Fence zeigt ein Bild von alltäglicher geschlechtsspezifischer Gewalt und erzählt auf mitreißende Art und Weise die Geschichte einer Freundin nach, die die Regisseurin verloren hat.
Jurybegründung:
Der mutige und sehr persönliche Film der jungen Regisseurin ist einer Freundin gewidmet, die im Iran getötet wurde und zeigt eindrücklich in nur ein paar Minuten den unermüdlichen Kampf einer jungen Frau gegen die Gewalt, die sie erlebt. Der Kampf um Selbstbestimmung sowie gegen Gewalt an Frauen und allen von patriarchaler Gewalt Betroffenen im Iran und überall auf der Welt, erscheint uns aktuell wichtiger denn je.
Jin, Jiyan, Azadi! Women, Life, Freedom!
Die Special Mention geht an FENCE von Maryam Rezaei.
Main Award 18 - 22 Years – 1100 Euro
Head in the Clouds (Kopf in den Wolken)
Germany 2023, 12:38 min.
Moritz Göbel, Luca Storch
Filmbeschreibung:
Schwarz-weiß Bilder, die Enge einer bedrückenden Kleinstadt irgendwo in Mitteldeutschland, unförmige Gestalten mit langen Mänteln und Hüten – und dazwischen ein unbedeutender Angestellter, der aus allen Wolken fällt, als über Nacht ein riesiger Kopf über den Dächern seiner Stadt auftaucht… In der visuellen Bildsprache der 50er Jahre vereinen sich Einflüsse von Kafka, Rene Magritte und dem deutschen Expressionismus.
Jurybegründung:
Dieser Film hat uns von der ersten Einstellung an in seiner visuellen Sprache nachhaltig beeindruckt. Ein Protagonist, der sich in einer unerklärlichen Situation befindet, stolpert durch eine technisch eindrucksvoll gezeichnete, dystopisch anmutende Welt in Schwarz-Weiß, in der wir uns an bildsprachlichem Witz bei gleichzeitigem Unbehagen erfreuen dürfen. Voller Ideen und mit viel Liebe zum Medium Film, führen uns die Filmschaffenden mit bewusst gesetzten Filmtricks und surrealen Elementen durch ein kafkaeskes Mitteldeutschland.
Der Main-Award (18-22) geht an „Kopf in den Wolken" von Moritz Göbel & Luca Storch.
Special Mention 18-22 Years
Metal-Girl
Poland 2023, 14:59 min.
Paweł Golonko
Filmbeschreibung:
Madzia und Adam waren mal ein Paar, aber das war, bevor Adam weggezogen ist und Madzias Herz gebrochen hat. Jetzt ist Adam wieder da und alle finden, Madzia soll ihn zurückgewinnen. In dieser charmanten Coming of Age-Geschichte findet Madzia ihre (inneren) Superkräfte.
Jurybegründung:
Dieser unterhaltsame, feministische und empowernde Film nimmt den Highschool-Crush-Trope und stellt ihn auf verblüffende Weise auf den Kopf. Mit einer charismatischen Hauptdarstellerin und einem Stil, der den Zeitgeist einfängt, geht die lobende Erwähnung an einen Film, der in einem kathartischen und unvergesslichen Finale explodiert METAL-GIRL von Pawel Golonko aus Polen.
Main Award 23 – 27 Years – 1500 Euro
Today with Sugar and Tomorrow I Don’t Know yet (Heute mit Zucker und morgen weiss ich noch nicht)
Switzerland 2023, 16:18 min.
Annaka Minsch, Léon Melchior Hüsler
Filmbeschreibung:
Auf einfühlsame Weise schaffen es die Filmemacher*innen Patient*innen und die Care-Arbeit der Pfleger*innen durch intimste Momente der Sterbebegleitung dokumentarisch einzufangen. Die Kamera bleibt immer respektvoll auf Abstand und filmt oft die architektonischen Elemente des Hospiz. Das Sterben findet angedeutet durch die Audioebene oder durch die Erzählungen der Pflegekräfte statt.
Jurybegründung:
„Bereiten Sie sich bereits auf die Reise vor? Haben Sie Angst?", fragt die Pflegerin. „Nein, eigentlich", antwortet eine Bewohnerin des Hospiz Luzern in der Schweiz.
Obwohl die Kamera nie einen Blick auf die Bewohnerinnen erhascht, sind wir diesem Ort spürbar nah und werden Teil der Welt des Hospizes. Wir folgen dem Pflegepersonal durch die Gänge, lauschen bei Telefonaten mit Familienmitgliedern und nehmen teil, wenn Pflegerinnen sich über Verstorbene austauschen und gemeinsam trauern. Dem Regie-Duo Annaka Minsch und Leon Hüsler gelingt es auf sensible und respektvolle Weise, die intimsten und herausforderndsten Momente der Sterbebegleitung einzufangen. Für diese dokumentarische Leistung wird „Heute mit Zucker und morgen weiß ich noch nicht" mit dem Hauptpreis in der Kategorie 23-27 Jahre ausgezeichnet.
Special Mention 23-27 Years
Ertak
Uzbekistan 2022, 11:53 min.
Kamila Rustambekova
Filmbeschreibung:
Ein junger, schwuler Mann steht vor einer schweren Entscheidung: Soll er seine Mutter und Heimatdorf in Usbekistan verlassen, um ein sicheres Leben zu führen? Der Spielfilm Ertak erzählt von der schwierigen Situation, in der sich viele queere Personen auf der ganzen Welt befinden. Die linear erzählte Handlung entstand aus einer wahren Geschichte im Umfeld der Filmemacherin.
Jurybegründung:
Mit großem Einfühlungsvermögen findet die Regisseurin zärtliche und erfrischende Wege, um die queere Liebe zweier junger usbekischer Männer darzustellen. In dieser leisen, herzzerreißenden Geschichte über das (nicht ganz so) selbst auferlegte Exil werden durch die zusätzliche Ebene des persönlichen Verlusts der Mutter das epische Ausmaß und die Brutalität, die Homophobie überall auf der Welt verursacht, deutlich, ohne dass es zu Gewaltdarstellungen kommt. Mit sensibler Entschlossenheit in Bild, Drehbuch und Ton geht die lobende Erwähnung an den behutsam inszenierten Film ERTAK von Kamila Rustambekova aus Usbekistan.
Die Trophäen für den Filmwettbewerb wurden von Künstlerin Amanda Burzić gestaltet.